Das Taschenwunder

Ich hatte Pause vom Mamma sein und war mit einer Freundin Window Shopping. Window Shopping ist die preisgünstigere Variante des Shoppings - Frau schaut nur, Frau kauft nicht! Diese Form kenne ich erst seit das Geld nicht mehr einfach für zwei reichen muss, sondern für fünf!

Meistens klappt's gut, aber heute hat es mich kalt erwischt. Als hätte sie nur auf mich gewartet, gleich beim Eingang meines Lieblingsgeschäfts, stand nett hergerichtet DIE Tasche und sie rief mir zu: "kauf mich!" Ich vergass meine eiserne Regel Nummer 1 des Window Shoppings: Schauen ist erlaubt, aber nicht anfassen und schon gar nicht anprobieren! Es macht schliesslich keinen Sinn sich unnötig zu quälen...

Die Kunst eines erfüllten Lebens ist die Kunst Des Lassens: zulassen - Weglassen - Loslassen

Ernst Ferstl


Wider besseren Wissens, nahm ich das himbeerfarbene, perfekt proportionierte Stück in die Hände und es war um mich geschehen. Nur mit einer riesengrossen Willensanstrengung gelang es mir, ohne die Tasche das Geschäft zu verlassen, denn sie war einfach zu teuer, sagte der Verstand. 

Einmal in den Händen, nicht mehr aus dem Kopf und ich legte mir schon Strategien zurecht, wie ich zu Geld kommen könnte (nur legale Wege, wo denkt ihr hin!) um mir diesen Luxusartikel doch noch zu leisten. Von meinen Anstrengungen erzählte ich auch meiner Nachbarin, die meine "Besessenheit" lächelnd zur Kenntnis nahm. 

 

Tage vergingen, nicht einmal Mitte Monat fehlte schon das Geld auf dem Konto. Diese Tatsache stürzte mich in existenzielle Ängste und die machen mich jeweils ganz kopflos. Wo hätten wir noch sparen können? War ich irgendwo nicht verantwortungsvoll mit dem Geld umgegangen? Lauter solche Fragen spuckten in meinem Kopf herum. Mein Mann, von einem unerschütterlichen Vertrauen in Gott beseelt, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und erinnert mich daran was auf dem Fünf Frankenstück steht:

    Dominus providebit - gott wird versorgen

Wie ein Mantra sagte ich es mir immer wieder vor, bis meine Seele ruhig wurde. Am selben Morgen beschloss ich, der Realität ins Auge zu schauen. Wie lächerlich es doch ist eine Tasche so sehr zu wollen, wenn das Geld für anderes gebraucht wurde. Ich nahm meine Schaufel (die, mit der ich unrealistische Träume begrabe) und weg war der Traum in himbeerrot, der doch so gut zu mir passen würde, seufz...

Den ganzen Tag schien Gott mir immer wieder in Erinnerung zu rufen wie er für uns als Familie sorgt. Noch nie konnten wir eine Rechnung nicht bezahlen, noch nie hat es nicht gereicht für das Lebensnotwendige. So würde es auch weiterhin bleiben.

 

Am Abend, ich war gerade dabei die Kinder zu Bett zu bringen, klingelt es an der Türe und die Tochter der Nachbarin steht da mit einem Geschenk in der Hand.

Ich gehöre nicht zu den Leuten, die ein Geschenk verpackt zur Seite legen können, um DEN idealen Zeitpunkt abzuwarten. Und so kniete ich und die Kinder im Flur und rissen gemeinsam am Papier. Muss ich wirklich sagen was drin war?... DIE TASCHE!!

Ausser mir vor Überraschung, kamen mir die Tränen, ich war sprachlos. Auf der beigelegten Karte stand, ein Danke für die Nachbarschaft, das offene Ohr das ich immer habe.

 

An diesem Tag habe ich nicht nur die Lektion gelernt, dass Gott versorgt, sondern ER erinnerte mich daran, dass er mich ganz persönlich kennt, dass ihm meine Wünsche nicht fremd sind und er mich ernst nimmt. Diese Tasche ist eine Liebeserklärung von Gott an mich und die bleibende Erinnerung daran, dass Gott versorgt!


Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Priscilla (Montag, 27 Juli 2015 09:06)

    Du schreibst gut! Der Inhalt macht mir Mut.Danke.