Von Schwächen und Stärken

Mein Fahrlehrer hat mich stets ermahnt:"In die Richtung, in die du siehst, dort fährst du hin!" Mit anderen Worten: Wenn ich auf das Hindernis schaue, dann fahre ich genau dort rein. Sobald es eng wird auf der Strasse; nicht rechts oder links schauen, sondern geradeaus, auf die Strasse. Ein Grundsatz, welcher sich auszahlt; immerhin fahre ich schon seit 15 Jahren unfallfrei. 

Genau so funktioniert es, wenn ich mich selber anschaue. Wenn ich meine Schwächen fixiere, irgendwie geht das immer problemlos ganz von selbst, dann werden diese Schwächen immer grösser, bis ich regelrecht mit ihnen kollidiere. Ich komme soeben aus einer solchen Zeit, in der ich mich intensiv mit meinem "Nicht- Können" auseinandersetzte

"Erkenne deine Schwächen, aber betone deine Stärken, und wisse, dass du so wie du bist, gut genug bist."

Th. Schoenaker


Da fahre ich auf der Strasse des Lebens und plötzlich fallen mir überall grosse Hindernisse auf. Um nur eines davon zu nennen; die Tatsache, dass ich wenig Geduld mit den Kindern habe und so schnell aufbrause. Und je länger ich diesen Makel an meinem Charakter studiere um so grösser wird er, und umso mehr "Beweise" finde ich in meinem Alltag für eben diese Schwäche. Oder die Tatsache, dass ich dazu neige Dinge die ich machen sollte vor mich hin zu schieben, bis sie entweder jemand anderer macht oder ich solchen Druck verspüre, dass ich es einfach machen MUSS. Ich bin fixiert auf diese Neigung zur Passivität und fühle mich gelähmt und bestätigt in meinem "Nichts-dagegen-tun-zu Können". 

So wird die Strasse die da Leben heisst, immer enger und ungemütlicher. Ich gehe vom Gas und komme manchmal von der Spur ab, weil ich nicht mehr genau sehe, wo ich eigentlich hinfahre.

Mein Blick wird zum Tunnelblick, ohne Weite, ohne Horizont - wie verlockend wäre es da einfach anzuhalten und sich nur noch im Kreis zu drehen.

Mit meinem Fahrlehrer war ich nicht ganz ein Jahr unterwegs bis zur Prüfung. Wenn ich ihn heute auf der Strasse sehe grüsse ich ihn, das war's dann auch schon. Aber seine Worte, haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt und werden mich ein Leben lang begleiten. 

Mit Jesus, meinem "Lebenslehrer", bin ich schon viel länger unterwegs und es erstaunt mich immer wieder, dass sich mir seine Wahrheiten zwar einprägen, aber in gewissen Situationen nicht abrufbar sind!

"Ich danke dir dafür, dass ich so wunderbar gemacht bin, wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele."

Psalm 139.14

Egal wie absorbiert ich manchmal mit mir selber bin; Jesus gelingt es immer wieder seiner Stimme in mir Gehör zu verschaffen. Dann sind diese Worte aus Psalm 139 Balsam für meine Seele und ich kann meinen Blick wieder auf die Strasse meines Lebens richten.

"Durchforsche mich, o Gott, und sieh mir ins Herz, prüfe meine Gedanken und Gefühle! Sieh, ob ich in Gefahr bin, dir untreu zu werden, dann hol mich zurück auf den Weg, der zum ewigen Leben führt."

Psalm 139.23-24

Sobald die Erkenntnis kommt, dass ich mich irgendwo festgefahren habe und nicht mehr vom Fleck komme, habe ich auch die Möglichkeit mich neu auszurichten. Dazu gehört für mich zu akzeptieren wer ich bin, mit meinen Schwächen UND Stärken,  zu ändern was ich kann, meine Richtung und Gesinnung und zu wissen ich bin geliebt - nicht wegen; sondern trotz allem!

Diese Wahrheiten neu vor Augen zu haben, gibt mir die Zuversicht in nächster Zeit "unfallfrei" auf meinem Lebensweg unterwegs zu sein und den Mut loszufahren, Neues zu wagen und meine Stärken zu nutzen - auf dass sie wachsen und immer mehr mein Leben bestimmen!


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