Übers Kopf in den Sand stecken und andere Herausforderungen

Einiges in meinem Leben, in unserem Leben als Familie, ist im Umbruch. Umbruch; ein Wort das meinen Mann in Tatendrang und Entdeckerfreude versetzt, mich aber eher mit leisem Entsetzen erfüllt! Ich die Beständige, Sicherheitsliebende, die gerne weiss was läuft und das bitte im Detail! Wie soll ich damit umgehen, wenn ich weiss es steht Veränderung bevor?

Meine bevorzugte Taktik ist die Vogel Strauss Strategie: Kopf in den Sand stecken, so lange wie möglich nichts hören und nichts sehen! Leider ist da immer jemand zur Stelle, der mir den Kopf aus dem Sand reisst und mich zum Hinschauen zwingt. Dann hilft nur noch die Augen zukneifen! Diese Technik funktionierte früher noch irgendwie besser. Inzwischen bin ich aber reifer und reflektierter geworden und wenn ich mich dann nach kurzer Zeit ertappe, wie ich mit zusammengekniffenen Augen und sturem Kopf vor einer unausweichlichen Veränderung stehe, kann ich nur selber über mich den Kopf schütteln. Ich bin echt gegen Gewalt in jeder Beziehung, aber in dem Fall ist es jeweils angebracht, mir eine mentale Ohrfeige zu verpassen; als Augenöffner sozusagen…

"Wer die Wahrnehmung verweigert, verweigert auch die Gestaltung." 

Robert Antoch


Die Erfahrung zeigt, dass je länger ich wegen einer Veränderung, oder etwas Unangenehmem, den Kopf in den Sand stecke, desto übler wird das Hinschauen. Wenn ich dann vor den nackten Tatsachen stehe und nicht weiss, wie mir geschieht, weil diese Tatsachen so gross und unmittelbar vor mir stehen; dann habe ich mich nicht selten schon gefragt: Wie konnte das passieren? Wieso habe ich das nicht kommen sehen? Mit dem Kopf im Sand sieht man die Dinge eben wirklich nicht kommen; bis sie einem dann in den Hintern beissen! 

"Wer heute den Kopf in den Sand steckt, knirscht morgen mit den Zähnen." Diesem Spruch bin ich kürzlich begegnet und ich musste herzhaft lachen. Denn genau so geht es mir, wenn ich mich weigere eine Herausforderung anzupacken oder eine Aufgabe zu erledigen, die mir unangenehm ist; im Moment kann ich sie verdrängen, aber früher oder später (meistens früher) kommt das grosse Zähneknirschen. 

Immer wieder komme ich zur Erkenntnis, dass ich das Ungewisse das auf mich zukommt, nur dann aktiv mitgestalten kann, wenn ich auch bereit bin hinzuschauen und wahrzunehmen. Sicher; hinschauen und meine Ängste, Zweifel und Sorgen wahrnehmen, das ist unangenehm und braucht Mut. Wenn die Veränderung aber noch weit weg ist und ich sie nur am Horizont sehe, dann ist sie auch noch nicht so bedrohlich und ich habe Zeit, mich  mit ihr auseinanderzusetzen. Lösungen abwägen, Befürchtungen aussprechen, Wünsche formulieren und eine neue Richtung einschlagen, das alles wird mir möglich, wenn ich bereit bin hinzuschauen. Wenn die Veränderung dann vor mir steht, kann ich ihr auf Augenhöhe begegnen und sie erfahrungsgemäss gut meistern, denn ich habe schon im Vorfeld mitgestaltet. 

Die Neugierigen unter euch fragen sich vielleicht:" Von welchen Veränderungen redet sie denn?" - "Was sind Herausforderungen die Mammandrea beschäftigen?" Um es etwas zu verdeutlichen, gehe ich zurück zur mentalen Ohrfeige am Anfang des Textes:

Bei mir steht eine berufliche Veränderung  an. Ganz konkret hätte ich einen Anruf erledigen sollen, um mir Klarheit über eine mögliche Stelle zu verschaffen. Als ich das Stelleninserat las war mein erster Gedanke:" Das ist genau das, was ich will!" In Lichtgeschwindigkeit gefolgt von:"Aber es ist noch zu früh...das kann ich vielleicht überhaupt nicht...und...und...und!"

Phase 1, genannt Kopf in den Sand stecken, begann. Im Sand sah ich zwar nichts, aber denken tat es trotzdem und so erwähnte ich die Stelle während einem Gespräch mit meinem Mann. Dies führte postwendend zu Phase 2: Mein Mann, voller Begeisterung und Enthusiasmus, riss mir mit objektiven Argumenten den Kopf aus dem Sand. Phase 3: Augen zukneifen und die Tatsachen verweigern. Ich erklärte mir 24 Stunden lang warum ich NICHT anrufen kann und versuchte mich abzulenken. Phase 4: Augen öffnen, bevor mich das Problem in den Hintern kneift. Ich fand mein Verhalten selber lächerlich, und die mentale Ohrfeige liess mich schlussendlich den Hörer in die Hand nehmen und den Anruf tätigen.

Danach ist die Luft wieder klar, ein Puzzlestein mehr in die ungewisse Zukunft ist gelegt und ich kann mich wieder mit freiem Kopf um andere Dinge kümmern. 

Die Veränderung wird kommen, aber ich bin zuversichtlich, dass es mir auch bei wiederkehrenden Herausforderungen gelingen wird, den Kopf aus dem Sand zu nehmen und mich aktiv der Mitgestaltung zu stellen.


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Kommentare: 1
  • #1

    mamisa (Dienstag, 05 April 2016 05:08)

    Wie geht es deinem kopf im moment?
    Ist er hoch erhoben und hast du die weitsicht oder doch eher in der nähe des bodens?
    meinen hab ich gerade aus dem loch gezogen...den auch bei mir steht eine berufliche veräbderung an.ich habe gerade gekündigt...ou sch...ich habs wirklich getan und das (nicht nur, aber eigentlich) um einfach mal mein leben und meine zeit gott hinzuhalten und jetzt bin ich gespannt was er und ich daraus machen und wie es mir dabei geht.ich hoffe ich gehe auf diesem schiff nicht unter...
    wie geht es dir mit deiner veränderung im job?bist du einen schritt weiter oder eine sicht reicher?
    liebe grüße und Gottes reichen Segen