Das Weltweite Netz- Schrott oder Schatz?

Einmal mehr habe ich mich gefragt, ob das World Wide Web Segen oder Fluch ist. Einerseits ermöglicht mir das Internet zu jedem, aber wirklich jedem, Thema einen Eintrag zu finden. Meine Kinder fragen mich etwas und ich weiss es nicht? „Komm wir googeln es schnell“, sagt dann meine 7 jährige Tochter. Gerade erst war bei Tisch das Thema, was eine Giraffe eigentlich für Geräusche macht, um zu kommunizieren. Mein Sohn schlägt vor: „Wir können ja auf Youtube nachschauen.“

In diesem Licht betrachtet, ist das weltweite Netz wie eine riesige Enzyklopädie unbegrenzten Wissens. Ein paar Klicks, ein paar Sekunden warten (und ja keine Sekunde länger bitteschön!) und ich kann mir dieses Wissen in mein Wohnzimmer holen. 

"Theoretisch kann ich praktisch alles!"


Ich kann mir viele interessante Informationen einverleiben, ohne es in meinem Gehirn abspeichern zu müssen, denn das macht ja mein Computer...

 Jetzt will ich mich aber doch noch schnell dem schrottigen Zeug im Netz widmen, bevor ich dann zu meinen ganz persönlichen Herausforderungen komme. Durch die weltweite Vernetzung, kommt nicht nur das Gute und Sinnvolle in mein Haus, sondern es wird auch ganz viel „World wide crap“, weltweiter Mist, herumgeschleudert. 

Da ist das Sinnlose, Dinge die die Welt nicht wissen muss, aber trotzdem bei Youtube eine Million mal angeklickt werden. Die dicksten Menschen, die gefährlichsten Orte, Leute die lebensmüde Dinge tun und sich auch noch filmen lassen; die Liste ist lang.

Dann gibt es das gefährliche Material, zu dem jeder Zugriff hat. Klar dazu gehören Pornografie, gewaltverherrlichende Filme, bis hin zu kriminellen Machenschaften.

Als Experiment gab ich bei Google den Suchtext „how to kill myself“ (Wie kann ich mich selber umbringen?) ein. Das erschreckende Ergebnis:  Google findet 13‘000‘000 Einträge zu diesem Thema, mit genauen Beschreibungen zur sichersten Methode. Das einzig Tröstliche nach dieser schockierenden Feststellung ist, dass ganz oben ein Fenster erscheint von der Dargebotenen Hand mit einer Telefon Nummer und der Frage: „Brauchen sie Hilfe?“...

Das Weltweite Netz hat kein Gewissen, es hat auch keine moralischen oder ethischen Leitplanken und wenn ich selber nicht für einen Filter sorge, dann bekomme ich alle Infos ungefiltert.

 

Ich bin begeistert über viele Möglichkeiten des Internets, zum Beispiel die Vernetzung und das informiert Sein. Aus dem Blickwinkel einer Mutter, herrscht aber natürlich auch die latente Angst vor „all dem Bösen“, dem meine Kinder zum Opfer fallen könnten und trotzdem weiss ich, es gibt keinen Weg daran vorbei.

Als Eltern müssen wir Verantwortung übernehmen und den gesunden Umgang lehren am Besten durch Tun und nicht durch Reden.  Das beginnt dann wohl bei mir...

 

Ich lese gerne Blogs  und gehe täglich auf Facebook. Eine Plattform die ich liebe ist Pinterest, eine riesige Ideenbörse zu verschiedensten Themen.

 

Darüber bin ich auf einen Blog namens Refashionista gestossen, eine Amerikanerin die hässliche Kleider umnäht und sie auf diese Weise wiederverwertet. Das hat mich so fasziniert, dass ich immer wieder ihren Blog besuchte. In mir erwachte der Wunsch, auch so etwas zu machen und vor meinem geistigen Auge sah ich mich schon im Handumdrehen Kleider nähen. In meiner Fantasie gab es eine neue Unterseite für meinen Blog. Die Idee liess mich nicht mehr los und ich besuchte unsere Brockenstube im Ort, um zu sehen, ob ich etwas finde, das sich eignen würde. Und tatsächlich!!!Ich fand ein 2 teiliges Kleid von Valentino(!) im schönen Grünton mit kleinen Punkten drauf! In meiner Vorstellung nahm das altmodische Teil eine neue Form an; eng am Körper, ärmellos, der Rock gekürzt knapp über die Knie und beide Teile zusammengenäht, damit EIN Kleid daraus wird.

Voller Tatendrang ging ich hinter das  Demontieren der Knöpfe und der Ärmel. Schulterpads raus und… ja was nun? Plötzlich realisierte ich, dass ich, wenn es ein ganzes und enges Kleid sein soll, einen Reissverschluss einnähen müsste. Denn wie sonst sollte ich es anziehen können? Da bekam ich den ersten Schweissausbruch! Hilfe – einen Reissverschluss??? Klar hab ich das schon gemacht, aber noch nie an einem solch delikaten Stöffchen… Ich beschloss eine Nacht darüber zu schlafen.

Jetzt wurde dieses Nähprojekt zum überproportionalen Problem und aus einer spassigen Idee wurde ein Kampf um…ja um was eigentlich? Tagelang nahm ich die zwei Teile immer wieder in die Hände, studierte, steckte ab, nähte eine Naht und öffnete sie gleich wieder. Dann lag es noch ein paar Tage wie ein Mahnmal meines Versagens herum und starrte mich anklagend an, bis ich es schliesslich in den Schrank steckte. Da liegt es nun um zwei Ärmel und ein paar Knöpfe ärmer;  ich hingegen bin um eine Selbsterkenntnis reicher.

 

Ich habe mich überschätzt und mich in etwas reingesteigert, das für einige Tage zu meiner heiligen Mission wurde. Ich wollte auch eine Refashionista sein! Wozu? Damit mich die anderen für meine Kreativität bewundern, dann würde ich mich echt gut fühlen. Aha! Da hat sich die Mammandrea selbst entlarvt: Es geht um Anerkennung! Dafür bin ich bereit auf Biegen und Brechen etwas zu versuchen, das mir schlussendlich Albträume beschert hat, weil es schlicht und einfach nicht zu mir und meinen Gaben passt! Es gibt so viel Sinnvolles, Kreatives im Internet. Wenn ich aber den Anspruch habe, das alles auch zu können oder zu wollen, dann kommt bei mir die sinnlose Überforderung. Klar wäre ich eine coole Mutter, wenn ich nicht nur die Knete, sondern auch die Strassenkreiden und den Badeschaum selber herstellen würde. Es gäbe immer noch "mehr" und noch "besser" und das Internet führt es mir tagtäglich vor Augen. Ich bin aufgefordert bei mir zu bleiben und zu wissen wer ich bin, dann muss ich auch nicht wie ein Fähnlein im Wind jede Idee, sei sie auch noch so toll, nachahmen.  

Ich werde weiterhin nach kreativen Ideen im Internet suchen, versuche mich das nächste Mal aber auf meine Fähigkeiten zu konzentrieren und mich ansonsten an den Gaben der anderen zu erfreuen, ohne mich gleich in eine "Nachahmungsorgie" zu stürzen.

 

So kann ich sagen, dass für mich das Internet viel Gutes, Kreatives und Inspirierendes hat. Solange ich meine Schwächen und Grenzen kenne und mich sinnvoll schütze, um zu vermeiden, dass mir diese Schwächen zum Fluch werden.

 

Jetzt ist da ja immer noch das Kleid im Schrank…was draus werden wird? Ich weiss es im Moment noch nicht, denn ich habe noch Angst vor ihm in seinem verstümmelten Zustand! Sollte sich das in nächster Zeit ändern, dann schaue ich was eine realistische Form der Anpassung sein könnte, damit sich das Kleid doch noch tragen lässt. Ich lasse es euch wissen.

 

Und übrigens: Wer noch wissen möchte wie eine Giraffe sich mitteilt, der sehe hier nach….

 


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