Von stacheligen Lorbeeren

Dass mein Körpergewicht einmal einen grossen Teil meiner Gedanken bestimmen könnte, hätte ich nie gedacht. Mein Gewicht war kein Thema in meinen jungen Jahren (schreibe ich das jetzt echt in Vergangenheitsform? Wo sind meine "jungen Jahre" denn geblieben?!) Wenn ich Lust hatte eine ganze Tafel Schokolade zu essen, tat ich es einfach, ganz gedankenlos und frei. Heute weiss ich bei jedem Bissen Schokolade, wie viele Kalorien ich in mich rein futtere und wann mein "Kalorien Soll" überschritten wird. Währenddem Essen früher die schönste Nebensache der Welt war, wurde es in den vergangenen Jahren zur manchmal einzig schönen Hauptsache...

"Erfolg hat drei Buchstaben: TUN!"

Goethe


Drei Schwangerschaften und unzählige Hormonschwankungen später, hat sich meine Einstellung zum Essen völlig verändert. Essen war zeitweise die schnelle Art zur Entspannung, nach einem aufreibend langen Tag mit     Kindergeschrei, Unordnung und schmutzigen Windeln. 

Für eine Mutter mit Kleinkindern sind eben solche Tage eher die Regel als die Ausnahme und so habe ich mir über die Jahre schlechte Essgewohnheiten angeeignet. Zum Beispiel wenn die Kinder abends im Bett waren, ich völlig heruntergekämpft, habe ich mich mit Essen belohnt und mir etwas Gutes getan. Auch während meinen Schwangerschaften ging ich meinen Essgelüsten unbekümmert nach und nutzte den Bauch als Tarnung für die überflüssigen Kilos.  

Es gibt auch die Momente im Leben einer Mutter, da merkt sie schlichtweg nicht, was sie eigentlich alles isst, denn sie ist vollauf damit beschäftigt während dem Abendessen drei Kindern Brote zu streichen und zu schneiden, während dem sie nebenbei Kakao Pfützen wegwischt UND gefühlte tausend Fragen beantwortet. Da bleibt keine Zeit zum "bewusst essen", "jeden Bissen geniessen" oder "den Teller schön herrichten... 

 

Jetzt; 3 Jahre nach der letzten Geburt, muss ich den Tatsachen ins Auge schauen: Ich kann die Geburt einfach nicht mehr als Entschuldigung nehmen für meine überschüssigen Kilos, denn nicht einmal ich kaufe mir diese Ausrede mehr ab! 

Ich unternahm schon viele Abnehmversuche, einige mit Erfolg, andere ohne. All diese Bemühungen hatten jedoch zur Folge, dass ich innerlich müde wurde und resignierte. Gedanklich nahm das Essen und das nicht essen dürfen so viel Raum ein, dass ich letztes Jahr, entschied; so kann es nicht weiter gehen!

Ich stand vor der Entscheidung mich entweder mit meinem Körper und seinen Rundungen zu versöhnen, oder noch einmal einen Anlauf zu nehmen. Ich spürte, dass ich mich nicht wohl in meinem Körper fühlte und dass zu meinem Wohlfühl-Gewicht noch einige Kilos fehlten. Aber wie mit Erfolg abnehmen, wenn ich schon so Vieles ausprobiert habe?

Genau in dieser Zeit stiess ich auf das "Lebe leichter" Programm. Für mich eine Antwort des Himmels auf meine drängenden Fragen. Das Konzept schien so simpel, dass ich mich entschieden habe, zusammen mit meiner Schwägerin, den 3 monatigen Kurs anzupacken. Das Resultat? Ich habe vor 2 Monaten mein Ziel erreicht! Das war ein Gefühl - unbeschreiblich! Währenddem sich andere Diäten immer  aufs Essen und aufs Kalorien Zählen fokussiert haben, lernte ich, dass ich Essen zwar geniessen soll, es aber an Wichtigkeit abnehmen darf in meinem Leben. Dadurch dass ich "alles" essen darf, im Mass und mit Genuss, kommt weniger das Gefühl auf verzichten zu müssen und die Gedanken kreisen nicht mehr nur ums Essen. Ein Spruch hat mich die ganze Zeit motiviert und in meine Situation hinein gesprochen: 

"Wenn Hunger nicht das Problem ist, dann kann Essen nicht die Lösung sein."

aus "Lebe leichter"

Ich bin dazu aufgefordert meine Mechanismen zu durchschauen. Wozu will ich jetzt gerade essen? Was gibt mir das Essen im Moment? Wo ist meine Seele nicht gesättigt? Wie kann ich mir auch sonst etwas Gutes tun? Ein Umdenken, eine Gesinnungsänderung, ist notwendig und erst dann kann sich das Essverhalten ändern. 

 

Voller Enthusiasmus habe ich den Verfasserinnen des Buches eine Mail geschrieben um mich zu bedanken und sie haben promt zurück geschrieben! In ihrem Mail war die Rede von "jetzt wird’s erst schwierig... die Königsdisziplin ist: Gewicht halten... bleib dran!" Mein vernünftiges ICH hat weise genickt und gedacht "wohl wahr!", aber meine Seele hat geantwortet: "jaja...blabla!"

Mammandreas Seele hatte ihr Ziel erreicht und jetzt hatte sie doch wohl das Recht, sich auf den Siegerlorbeeren auszuruhen (dass es das Sprichwort anders meint, entfiel meinem euphorischen Bewusstsein)! Wenn ein Läufer das Ziel erreicht hat, dann bekommt er eine Medaille und darf sich erst mal ausruhen und sich an seiner Leistung freuen.Und am Ziel angekommen, hat man doch auch eine Belohnung verdient, zum Beispiel in Form von Essen... Ich schwebte ein, zwei Wochen ganz leicht auf Wolke Sieben, bis mich die Realität, in Form der Waage, wieder auf den Boden der Tatsachen holte. Die Erkenntnis, dass ich wie ein Magnet, Kilos anziehe schockierte mich aufs Neue! Einmal mehr musste ich ehrlich zu mir selber sein: Ziel erreicht, heisst nicht alles vergessen was ich während des Laufs gelernt habe. Es heisst keineswegs, weiterfahren wie vor dem Start und meine Beziehung zum Essen wird mich ein Leben lang begleiten! 

 

Mir wurde bewusst, dass ich das Ziel neu definieren muss. Mein Ziel muss es nicht sein, eine gewisse Zahl auf der Waage zu erreichen, denn das wäre kurzsichtig und nicht von langer Dauer. Mein Ziel sollte ein längerfristiges sein, eines dessen Früchte auch noch in einigen Jahren zu sehen sind. 

Ganz nach dem Motto: "Ich verliere nie! Entweder gewinne ich oder ich lerne!" bin ich nun daran noch eine Ehrenrunde zu drehen, bevor ich dann ein neues Ziel anstrebe: Über längere Zeit mein Gewicht zu halten. Und das, so scheint mir, ist tatsächlich das Erlernen der Königsdisziplin! 

 


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