Multitasking und seine Folgen

Ich denke ich bin nicht die einzige Mutter, die manchmal wider besseren Wissens ihr geplantes Programm durchzieht; wohlgemerkt mit drei Kindern im Schlepptau... So kam es, dass ich nach einem längeren Aufenthalt in der Bibliothek (mit nur mal schnell vorbei gehen war leider nichts), kurz vor 12 Uhr mittags, doch noch in den Supermarkt hastete, um einige Dinge einzukaufen. Dort angekommen realisierte ich, dass alle 10'000 Touristen von Interlaken, dieselbe Idee hatten wie ich. Ich frage mich, ob das Tourismus Büro, das Einkaufszentrum unter den "Top 10 Sehenswürdigkeiten" von Interlaken auflistet; denn immer bei schlecht Wetter tümmeln sich ganze Scharen von Ferienbummlern dort herum. Ich hatte jedoch keineswegs vor zu bummeln, sondern speditiv und nach Plan meine Liste abzuhacken. Wie ein General seine Truppen, führte ich meinen Nachwuchs durch die Regale. 

Nur leider hält sich MEINE Truppe nicht lange an die militärische strickte Formation und schwärmt gerne aus...

"Multitasking heisst; Viele Dinge auf einmal zu vermasseln."

Erwin Koch


Wir haben unsere Kinder dazu erzogen, dass sie nicht im Laden betteln, sobald sie bei den Spielwaren vorbei kommen. Ja, ich bin jetzt einfach so dreist und sage, dass das UNSER Verdienst als Eltern ist. Es ist nicht, weil die Kinder halt nun mal so sind und sich so gut anpassen, es ist aber auch nicht weil wir ihnen das Fürchten gelernt haben und sie deswegen nicht wagen würden aufzumucken. Es ist schlicht und ergreifend eine Frucht unserer erzieherischen Bemühungen. Sie wussten schon von klein auf, dass man alles anschauen darf, dass aber ein "Nein, heute kaufen wir keine Spielsachen" immer auch ein Nein bleibt. Und so konnten wir jeweils in aller Ruhe an der Kasse bezahlen und die Kinder waren gleich dort bei den Regalen mit dem Spielzeug beschäftigt, ohne Tobsuchtsanfall und Gejammer. 

 

Jetzt ist unsere Tochter aber 8 Jahre alt und hat ihr eigenes Taschengeld und das führt zu ganz neuen Herausforderungen! So stand ich im vollgepackten Supermarkt, 5 Minuten vor Zwölf, bei den "Selfscanning" Kassen. Leicht gestresst, weil es schon so spät war, abgelenkt, weil meine Jüngste im Sekundentakt "Mama" rief und nebenbei die Lebensmittel einscannend. Dabei habe ich an mich noch den Anspruch, dass ich die Lebensmittel so in die Tasche räume, dass das schwere Zeugs zu unterst  liegt. Ich glaube bis dahin ist es noch gut gegangen mit dem Multitasking; aber jetzt kam meine Grosse daher und hatte etwas in der Hand: "Mama, schau die Stempel! Die MUSS ich haben!" -"Nicht heute, du hast dein Geld nicht dabei..:" - "Wie teuer sind die?" - "Nicht jetzt! Ich muss mich konzentrieren!" - "MAMA!!! Wie teuer sind die?" - "10 Franken" - "Das hab ich zu Hause. Die will ich kaufen..." - "Heute nicht du hast dein Geld nicht dabei." - "Aber du hast doch Geld ich kann..." und so weiter und so fort.

Ich scannte weiter, blieb hart und sie schmollte. Während all das ablief, nahm ich am äussersten Rand meines Gesichtsfelds wahr, dass die Verkäuferin, die die Selfscanning Kassen betreute, immer wieder in unsere Richtung schaute. 

Ich zahlte, rief genervt die Truppe zusammen und BAMM ! "Guten Tag, ich möchte gerne eine Stichprobe bei ihnen durchführen." Meinte die nette Dame, die mich mit Argusaugen beobachtet hatte. Ihr kennt mich inzwischen; ich bin gewissenhaft und korrekt; es käme mir nie in den Sinn etwas mitlaufen zu lassen, das ich nicht bezahlt habe.

Aber genau das war der Fall! Ich hatte vergessen eine Pizza einzuscannen und bezahlte statt 8 Limetten nur 1! 

Erde öffne dich und verschlinge mich! Jetzt!

Erster Gedanke: Was denkt die jetzt von mir? Zweiter Gedanke: An all dem ist nur meine Tochter Schuld!

ich zahlte nach, entschuldigte mich und stürmte aus dem Einkaufszentrum. Die Länge der Rolltreppe reichte um mich einigermassen zur Vernunft zu bringen und nicht draussen meine Tochter anzuschreien und sie als Täter hinzustellen. 

Ich zeigte ihr lediglich auf, dass sie eine Mitschuld daran hatte, sie hatte mich abgelenkt und nicht auf mich hören wollen und ich habe mich ablenken lassen. Ich erklärte ihr, dass wir jetzt fast etwas gestohlen hätten mit unserer Unaufmerksamkeit und sie entschuldigte sich bei mir für ihr Verhalten.

 

So war die Sache bereinigt zwischen uns, aber für mich noch keinesfalls vergessen. Wie würde mich die Verkäuferin das nächste Mal behandeln? Was würde sie denken? Ich habe mich schon lange nicht mehr so geschämt...

 

Ich versuchte Gras darüber wachsen zu lassen, bis vor 2 Tagen:

Wieder ist es Zeit für einen Einkauf und weil immer noch Ferien sind, kommen die Kinder mit. An der Kasse kauft sich meine Älteste selig die Stempel mit ihren Geld und ich stelle den Scanner hin und will bezahlen, da sagt mir der Terminal, ich sei ausgewählt für eine Stichprobe!

Innerlich Blut und Wasser schwitzend, gehe ich zur Kasse. Mein Kopf weiss, dass ich alles eingescannt habe, denn ich war nie vorsichtiger, als diesmal. Aber mein Herz klopfte bis zum Hals. Da kommt meine Tochter und platzt in kindlich lauter Manier raus:" WAS Mama, musst du schon wieder in eine Kontrolle??? hast du wieder etwas gestohlen?" Die Verkäuferin, eine andere diesmal, schaut mich verwundert an und ich? Was soll ich dazu sagen?

Das Gras bitte!!


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