Ich - der Morgenmuffel...

Seit 2 Wochen versuche ich einen tiefgründigen, von Wahrheit strotzenden und vielschichtigen Text über Erziehung zu schreiben. Ein Thema, das mich täglich begleitet und Kontroversen im Eltern Sein hervorruft. Tja, über den Mammandrea Blog wird wahrscheinlich Gras wachsen, bis ich den Text endlich fertig habe! Deshalb habe ich mich entschlossen, den komplexen Text reifen zu lassen, wie guten Wein und stattdessen über etwas ganz Alltägliches zu schreiben.

"Klar kann ich aktiv und motiviert in den Tag starten, nur halt nicht morgens!" Das bin ich! Ich, der Morgenmuffel, der Weckruf "Snoozer" und der

"vor dem ersten Kaffee, Klappe halten"- Typ...

 

"Man sollte es sich zur Gewohnheit machen, früh aufzustehen. Es ist unvernünftig, den Kopf zu lange auf einer Ebene mit den Füssen zu lassen."


Am Morgen aufzustehen, ist für mich jeden Tag eine mehr oder weniger intensive Qual. In einer perfekten Welt, ohne Anforderungen und Termine, würde ich so bis 8/9 Uhr schlafen und dann ausgeruht, geweckt von meiner inneren Uhr und nicht vom schrillen Wecker, die Augen aufschlagen. Ich würde alsdann gemütlich frühstücken und meinen Tag aus der Ruhe heraus starten.

In der Realität weckt mich der Wecker, oder mein Mann und ich bleibe bis zur letztmöglichen noch verantwortbaren Minute im Bett liegen. Mein Hirn weigert sich einfach seine Tätigkeit aufzunehmen am Morgen!  Zombiemässig, geleitet von Erfahrung und Tastsinn, gehe ich ins Bad und dann in die Küche um meinen Kaffee in Gang zu setzen. Ich bin nicht wach, nicht wirklich, eher schlafwandelnd. Da ich ja bis eine Minute vor Stress liegen geblieben bin, muss ich meine Kinder wecken und jetzt fangen die Schwierigkeiten an, denn die Ruhe des Tages ist, kaum hat er begonnen, auch schon wieder futsch! Meine Kinder wissen, dass ich ein Morgenmuffel bin, aber das hält sie nicht davon ab das Energielevel voll hochzufahren... Da kann es gut sein, dass wir am Tisch sitzen und schon der erste geschwisterliche Streit über die Butter ausbricht. Oder dass unsere Älteste mich zutextet über alle Gedanken, die sie sich am Abend vor dem Einschlafen noch gemacht hat. Wenn es ganz schlimm wird, dann habe ich zwei Möglichkeiten: Ich kann explodieren und allen schon mal so richtig den Tag vermiesen, oder ich kann mein Bedürfnis nach Ruhe und Frieden (!) ernst nehmen und mit meinem Kaffee ins Wohnzimmer verschwinden, damit sich meine Kinder frisch und unfröhlich die Köpfe einschlagen können. Letzte Woche eskalierte der Streit dann soweit, dass ich im Wohnzimmer sass, die Älteste an ihrem Pult (!) frühstückte weil sie den Bruder nicht mehr sehen wollte und eben dieser Bruder, als würde ihn alles nichts angehen, alleine in der Küche ass. Die Jüngste, wie ein verstörtes Küken stand im Gang und fragte ratlos:"Ja und ich???"

Genau diese Frage stelle ich mir regelmässig zwischen 7:00 und 8:00 am Morgen; "Ja und ich?!"

 

Bis vor einigen Wochen war es so, dass wir als Eltern am Morgen fast immer Peitsche schwingend unsere Kinder zur Eile antrieben, damit sie rechtzeitig in die Schule kamen. Das war für mich stressig und völlig unbefriedigend da es, wie mein kalt gewordener und vergessener Kaffee,  einen bitteren Nachgeschmack hinterliess.

Als mein Mann und ich beschlossen, aus diesem negativen Kreislauf auszusteigen und unseren Kindern zuzutrauen selber pünktlich zu sein, standen wir vor einem nicht erwarteten Wendepunkt. Die zwei Grossen wissen nun, dass wir als Eltern nichts mehr sagen werden und es ihre Verantwortung ist rechtzeitig alles gemacht zu haben und loszulaufen. Und wisst ihr was? Es funktioniert und die Lage hat sich enorm entspannt. Unser Sohn kann plötzlich speditiv sein und vorher konnten wir ihn noch so antreiben, er kam einfach nicht in die Gänge! Ein Hoch auf die Eigenverantwortung und auf das elterliche "sich Abgrenzen"!

 

Was wäre wohl des Morgenmuffels Schritt in die Eigenverantwortung? Genauso wie ich mir wünsche, dass die Kinder am Morgen nicht die Stimmung vermiesen, genauso wünschen sie sich das sicher von ihrer Mamma. 

Mein innerer Wunsch ist, den Tag aus der Ruhe heraus starten zu können. In meiner Alltagsrealität würde das heissen: Früher aufstehen als die Kinder - mir einen Vorsprung verschaffen - den Kaffee schon getrunken haben, wenn sie aufstehen - BEREIT sein für den Tag UND meine Kinder.

Wenn ich das so schreibe, klingt es wunderbar; bis dann eben wieder morgen ist und der Wecker klingelt...

In meiner Seelsorge Ausbildung habe ich gelernt, dass der Mensch nur bereit ist zur Veränderung, wenn der Preis, den er für sein unerwünschtes Verhalten zahlt,  höher wird, als der Gewinn, den er davon hat. Tja; so wie es aussieht arrangiere ich mich in nächster Zeit lieber mit dem Morgenmuffel in mir, als dass ich bereit wäre eine halbe Stunde früher aufzustehen! 

 

Henry David Thoreau


Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Corinne (Donnerstag, 09 März 2017 19:42)

    Liebe Andrea, ich habe mich auch jahrelang aus dem Bett geplagt... Seit ich diesen Lichtwecker habe, fällt mir das pünktliche Aufstehen definitiv leichter. Klar, aufstehen musst Du selber, aber ich bin jeweils gut wach wenn ich aufstehe, und da ich genügend Zeit habe, auch entsprechend entspannt. Liebes Grüsslein