Home is, where my tent is...

Zurück aus den Camping Ferien! Ich muss gestehen; Mammandrea hat ein gespaltenes Verhältnis zum Wohnen in der Natur... Zum einen sind da meine Kindheitserinnerungen aus den jährlichen Zelt Ferien, die immer abenteuerlich toll waren. Ganz unkompliziert habe ich die drei Wochen auf dem Campingplatz jeweils erlebt; immer draussen, am lesen, spielen, baden... Weder Wind, Wetter noch Schmutz konnten mein positives Ferienfeeling trüben. Ich war so überzeugt vom Campieren, dass es später völlig logisch war; unsere Flitterwochen sollten auf Korsika beim Zelten stattfinden...

"Lieber 1000 Sterne am Himmel, als 5 an der Hoteltür!"

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Klar, es gab da einige kritische Stimmen; die wir aber alle völlig überbesorgt fanden und so kam es, dass das Zelt das Schlafzimmer unserer ersten Ehenächte werden sollte. Ich möchte hier in keine intimen Details gehen und belasse es dabei, dass nach den ersten 2 Nächten, auf einem Campingplatz ohne fliessendes Süsswasser und mit Ameiseninvasionen im Zelt, die erste Ehekrise ausbrach. Man könnte sagen:"Alles lief nach Plan, nur der Plan war halt irgendwie Sch...!" (Sorry, bin dreifache Mutter und kann das "SCH...Wort" leider nicht ausschreiben!) Ganz nach dem Motto "Wenn Plan A nicht funktioniert - keine Panik; das Alphabet hat noch 25 andere Buchstaben", sattelten wir um auf Hotelzimmer und verbrachten schlussendlich die schönsten Ferien unseres bisher noch so jungen Lebens! 

Als Ehepaar machten wir auch noch einige schöne Zelterfahrungen und dann kamen die Kinder...

 

Plötzlich wurde alles was bisher abenteuerlich und null Problem war, mühsam und herausfordernd. Alles am Boden machen; wickeln, schlafen und spielen, das begann an mir zu zehren und ich wurde gestresst. Plötzlich störte es mich, dass wir fast Zeltwand an Zeltwand mit fremden Menschen wohnen mussten und die unser Familienleben mitbekamen; die Trotzanfälle der Kinder und die Tagwache um 7 Uhr wenn der ganze Campingplatz noch schlief. Ich fühlte mich oft beobachtet, eingeengt und eine meiner Ängste (ich darf ja nirgends anecken oder negativ auffallen), begann seine penetranten Wurzeln in mir zu schlagen. Ich machte mir einen hausgebackenen Stress, damit meine Kinder und wir als Familie  ja nicht zu laut, zu frech, zu anders waren - eben einfach nicht "zu" von allem... Mir half es nicht gerade, dass meinem Mann die Meinung anderer, ihm fremden Leute, am A... vorbei geht und so hatte ich Doppelstress.

 



So war ich ganz und gar nicht traurig, dass es die letzten zwei Jahre nicht klappte mit den Campingferien. Dieses Jahr durfte ich aber wieder, mit hochgezogenen Schultern und zusammengekniffenen Augen, in den sauren Apfel beissen und... war erstaunt wie süss er doch war!

 

Die Kinder sind nun in einem recht selbständigen Alter, sie ginge selber duschen, Brot kaufen, abwaschen usw. Keine Windeln, Schoppen und verlorene Schnuller mehr, sondern viele entspannte Momente!

Dank dem wir einen grossen Platz mit Blick in die Natur ausgewählt hatten, hielt sich die osmotische Verschmelzung mit den holländischen Nachbarn auch in Grenzen und ich hatte trotz dünnen Zeltwänden genug Distanz für meine nötige Privatsphäre.

Ich durfte sogar einige Dinge lernen vom grossen campierenden Volk. Ich nahm mir zu Herzen im Moment zu leben und nicht nach Schweizerischer Alltagszeit getaktet zu sein. Essen wenn man Hunger hat, schlafen wenn man müde ist. Für die Holländer hiess das ausschlafen bis zum geht nicht mehr, aber vor dem Mittag aufstehen, damit man rechtzeitig mit dem ersten Apéro Drink beginnen kann. Rumliegen, sitzen und plaudern bis zum Znacht und dann mit Freunden (es schien jede holländische Familie kannte mindestens zehn andere) den Grill anschmeissen und bis tief in die Nacht Bier trinkend zusammensitzen.

Klar, das ist die holländische Variante des "Savoir vivre"und trotzdem kommuniziert es etwas davon, wie Ferien sein sollten: entspannt! 

 

Ich bin stolz auf mich, dass es mir gelungen ist die meiste Zeit entsannt zu sein. Geholfen hat mir da nicht zu letzt ein gemieteter Kühlschrank, damit wir nicht jeden Tag einkaufen gehen mussten und die Tatsache, dass unsere Kinder grösser werden. An einem Morgen konnten mein Mann und ich sogar eine Stunde auf dem Fluss "luftmaträtzele", währenddem sich die Kinder alleine beschäftigten! Und wegen dieser einen Stunde kamen in mir plötzlich Flitterwochengefühle auf - ganz frei und leicht! 

 

ich muss grad innerlich seufzen, denn währenddem ich das schreibe, hat mich der Alltag schon wieder voll eingeholt mit Schule und Arbeit und...und...und! 

Was bleibt ist unter anderem die Freude daran, dass ich es gewagt habe, dem Campieren noch einmal eine Chance zu geben und dass es mir gelungen ist meine Gefühle so umzudeuten, damit aus negativen Gedanken ein positives Erlebnis werden durfte!

 

 



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Kommentare: 2
  • #1

    Andrea E. (Freitag, 18 August 2017 16:40)

    Liebe Andrea, danke für den Einblick in Eure Ferien! Die Bilder sehen auf jeden Fall sehr idyllisch aus! Und es freut mich, dass Du es auch gut erlebt hast und diesmal geniessen konntest. Ich hatte da auch schon so meine Erfahrungen mit Zelt, Dauerregen und 4 kleinen Kindern ... es hat eben alles seine Zeit im Leben...;-). Liebe Grüsse, Andrea

  • #2

    Barbara (Sonntag, 20 August 2017 22:18)

    Cool, das freut mich! Tolle Fotos!
    lg