Monsieur Point

Ein friedlicher Abend ging gestern zu Ende und alle Kinder waren schon in ihren Betten, bereit für den"Gute Nacht" Kuss. Ich sah das Zielbanner namens "Feierabend" schon vor mir und freute mich auf eine entspannte Sofa-Zeit mit meinem Mann.

Ich hörte den Gesprächen der Kinder nur mit einem Ohr zu, aber hörte ganz genau wie unsere Älteste, jetzt in der dritten Klasse und begeistert am französisch lernen, ins Zimmer ihres Bruders "Monsieur Point!" (Herr Punkt) rief. Dieser Herr Punkt kommt irgenwie immer wieder in ihrem Französisch Buch vor und sie hat schon mehr von ihm gesprochen. "Was?" rief Finn von seinem Bett herunter. "Du bist Monsieur Point, du bist ein Punkt!" rief Julie zurück...

"Worte streicheln und schmeicheln. Worte lügen und trügen. Worte hetzen und verletzen, machen betroffen und lassen hoffen...


Schneller als ich "Gute Nacht" sagen kann, kletterte Finn sein Hochbett herunter und kam wie der Racheengel persönlich ins Mädchenzimmer gestürmt. Mit erhobenen Fäusten war er bereit, seine Schwester zu verhauen. Sie war genau so erstaunt wie ich über die plötzliche Wut. Mein Ziel "Feierabend" rückte sofort wieder weiter weg und mit einem inneren Seufzen, schnappte ich mir den wutschäumenden Sohn und dirigierte ihn mit sanfter, aber bestimmter Hand zu seinem Bett zurück. Ihn daran zu erinnern das Gewalt keine Lösung ist, kommt in diesen Momenten nicht an, viel mehr versuchte ich herauszufinden, was ihn so wütend machte. Er schrie seinen Unmut heraus und rief:"Ich bin kein Punkt! Da habe ich gar keinen Wert wenn man mir sagt, dass ich ein Punkt bin! Ich bin kein Punkt!" 

 

Ich war erstaunt und gleichzeitig erfreut, wie genau unser Siebenjähriger seine Empfindung ausdrücken konnte und wie gut man seinen Wert darin erkennen kann. Ein Punkt ist klein und in seinen Augen bedeutungslos. Er will aber nicht wertlos sein, sondern sieht sich selber anders. Julie hat sich absolut nichts gedacht bei ihrer Aussage und hat ohne es zu wissen den Wert ihres Bruders verletzt. Er will nicht klein sein, schon gar nicht bedeutungslos, sondern er sieht sich gross und will auch so wahrgenommen werden.

 

Einmal mehr wurde mir bewusst, dass Worte die Macht haben zu heilen, aber auch die Macht zu verletzten und zu zerstören. Durch die kindliche Reaktion von Finn und seine irgendwie weise Antwort, wurde ich daran erinnert, dass auch ich als Mutter meine Worte und das was ich über meine Kinder ausspreche weise wählen muss. Wie oft sage ich in der Wut etwas Verletzendes, etwas das klein macht. Umso mehr möchte ich darauf achten auch das Positive, das Ermutigende auszusprechen. Ich kann mit meinen Worten auch etwas in Existenz reden, das vielleicht in jenem Moment nicht wirklich sichtbar ist, das dem Kind aber den Mut gibt, selber von sich so zu denken und es zu glauben.

Mein Sohn ist der Mutige, der die Freiheit liebt. Er ist der Starke, der nicht davor zurückschreckt einen grossen Falken auf seinem Arm landen zu lassen. Obwohl er sich viel mit seinen Schwestern streitet ist er der Fürsorgliche und der, der für Gerechtigkeit sorgt. Wenn ich so über ihn denke, dann beginne ich auch so zu reden und gebe ihm Lebensmut mit auf seinen Weg.

"Eine gute Nachricht gibt neue Kraft". (Sprüche 15, 30b)

 

„Worte haben Macht! Sie können über Leben und Tod entscheiden. Darum ist jeder für die Folgen seiner Worte verantwortlich“ (Sprüche 18, 21).

 

...Worte haben Macht, gib auf sie acht!"

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Kommentare: 3
  • #1

    Andrea E. (Montag, 11 Dezember 2017 18:07)

    Danke, Andrea, für Deinen Blogeintrag! Oh ja, wie wahr alles ist, was Du schreibst. Worte sind wie ein Sack voll Daunenfedern. Wenn sie erst mal ausgeschüttet sind, hat man Mühe, oder besser gesagt, ist es ausweglos, sie wieder einzusammeln.
    Wie heisst es so schön im Epheser 4.29: "Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören."
    Diesen Filter sollte ich (sollten wir alle!) viel öfter anwenden!
    Liebe Grüsse
    Andrea

  • #2

    Daniela (Dienstag, 12 Dezember 2017 08:28)

    Hallo Andrea,
    der Beitrag spricht mir aus dem Herzen.
    Es ist gut nochmal darauf aufmerksam gemacht zu werden.
    Vielen Dank

  • #3

    Mammandrea (Dienstag, 19 Dezember 2017 16:15)

    Liebe Daniela und Andrea, danke für euren Kommentar! Ja, wissen tun wir es alle irgendwie, es im Alltag umzusetzen ist die Herausforderung, die manchmal einer Erinnerung Bedarf. Wünsche euch viel Mut und Freude, positive, ermutigende Wahrheiten über eure Kinder und/der Mitmenschen auszusprechen.