SUPERNANNY

Seit einigen Tagen zelebriere ich das «Binge Watching»! Aber nicht etwa Netflix Serien (ich musste meinem Mann versprechen, niemals Netflix zu abonnieren...), sondern SUPERNANNY. Wahrscheinlich habe ich mich wegen meinem Buch solange mit   Superheldinnen und Supermammas auseinander-gesetzt, dass mir das Wort SUPER sofort ins Auge springt, wenn ich es sehe...

"Grenzen setzen...


 Als ich dann per Zufall bei YouTube auf diesen Titel stiess, wollte ich nur kurz reinschauen, um mich zu versichern, dass es wieder eine dieser Reality Shows ist, bei denen man die Realität mit der Lupe suchen muss. Etwa so wie beim «Bachelor»; Wenn ich da ab und zu mal reinschalte, muss ich immer wieder ganz schnell ausschalten! Die Damen, welche mit all ihren vollbusigen Reizen, um DEN einen Mann buhlen, übertreffen sich gegenseitig selbst an Oberflächlichkeit und Unechtheit!

 

 

Aber SUPERNANNY, die streng gekämmte und schulmeisterlich bebrillte Dame – oh nein, der macht keiner etwas vor! Sie ist zwar auch vollbusig, aber keinesfalls auf eine sexy, aufreizende Bachelorette-Art, sondern auf eine kuschelige, vertrauenserweckende Weise. Verzweifelte Eltern rufen sie, wenn sie mi ihren Kindern nicht mehr zu Ranke kommen und nach dem Schauen von X-Episoden, kann ich bestätigen: sie ist wirklich SUPERNANNY! Die Frau kann echt alles in erzieherischer Hinsicht.

 

 

Anfänglich schaute ich die Nanny ja nur, weil ich mich danach gut fühlte. Nach dem kollektiven Versagen dieser Eltern, konnte ich nicht anders als mich ihnen in erzieherischer Hinsicht überlegen zu fühlen. «Wir machen es doch gar nicht sooooo schlecht», dachte ich mehr als einmal! Nach einiger Zeit erkannte ich jedoch, die guten Strategien der Nanny und ich merkte, dass sogar ich mir da noch eine Scheibe abschneiden kann! Wie oft rede ich über die Köpfe der Kinder hinweg, anstatt mich mit ihnen auf eine Augenhöhe zu begeben. Auch mir passiert es, dass ich bequem werde und plötzlich nicht mehr ganz so konsequent bin, wie ich es eigentlich sein sollte. Vor allem im Umgang mit unserer Jüngsten, bei uns in der Familie «Spatz» genannt, hat sich eine gewisse «Erziehungsmüdigkeit» eingeschlichen und ich bin auf dem besten Weg dazu, der Jüngsten zu viele Dinge durchzulassen. Sie macht nämlich ihrem Kosenamen alle Ehre; sie ist echt ein Spatz! Keck und manchmal frech; neugierig sucht sie immer wieder eine Lücke im Zaun unserer Erziehung, wo sie durchhüpfen kann, um dem elterlichen Radar zu entschwinden. Sie ist ein fröhliches, geselliges Wesen und ist nicht gerne allein – aber gerne selbstbestimmt. Jahrelang ist sie einfach so ganz unkompliziert mit den Grösseren mitgelaufen, aber seit einiger Zeit macht sie sich ab und zu auch mal ganz rebellisch bemerkbar. Das erinnert mich dann daran, dass ich eben drei Kinder habe zum erziehen (-;

 

 

Beim Schauen dieser doch tatsächlich ziemlich echten Reality Show wurde mir einmal mehr bewusst, dass es nicht reicht unsere Kinder einfach «nur» zu lieben. Viele dieser Eltern hatten genau diese Einstellung: «Ich liebe mein Kind und deshalb gebe ich ihm Freiheit! Ich kann es doch nicht bestrafen oder Regeln aufstellen – dann nimmt es Schaden!» Was dann herauskommt, sind Kinder, die keine Grenzen kennen, die aber ständig Grenzen überschreiten, ohne dass es Konsequenzen hätte. Spätestens wenn sie den «Jööö-Effekt» verlieren, nämlich so mit vier, fünf Jahren, werden sie dann von der kleinen Prinzessin, dem kleinen Prinzen, zum kleinen Monster. Sie schreien unkontrolliert herum, beschimpfen und schlagen ihre Eltern, essen nicht was auf den Tisch kommt und machen was sie wollen.

 

 

Meine Kinder lieben heisst sie zu erziehen! Es heisst sie zu lehren, wie man ein positiver Teil vom Ganzen werden kann und dazu gehört auch, sich an Regeln halten zu können. Sie dürfen lernen, dass sie nicht das Universum sind, sondern ein kostbarer Teil des Universums. Sie müssen unbedingt Liebe und Dazugehörigkeit spüren, aber auch lernen was Verantwortung und Konsequenzen tragen heisst. Unsere Kinder sind gleichwertig, das heisst sie haben gleich viel Wert wie mein Mann und ich. Sie sind aber nicht in allem gleichgestellt, sondern haben je nach Alter die Stellung, die Freiheit, aber auch die Verantwortung, die zu ihnen passt. Erziehung ist kein Sonntagsspaziergang, sondern harte Arbeit. Es ist für mich immer wieder eine bewusste Entscheidung: «Ja, ich bin müde, aber ich will trotzdem da sein für meine Kinder.» Es erleichtert mich immer wieder ungemein, dass ich keine SUPERmamma sein muss, sondern, dass eine echte Mamma vollkommen reicht. Zum Beispiel sass mein neun Jahre alter Sohn gerade erst vor zwei Tage neben mir auf dem Sofa und schaute mich mit seinem treuherzigen Blick stolz an. Mein Mann war für neun Tage in Afrika und ich freute mich auf seine baldige Wiederkehr und auf Unterstützung mit den Kindern. Da sagte mein Sohnemann: «Also Mamma; das hast du echt gut gemacht die letzten neun Tage. Du hast nur ein einziges Mal geweint!» Ich musste herzhaft lachen! Meine Kinder haben nicht Mühe mit meinen Schwächen, solange ich für sie nahbar bleibe und nicht so tue als hätte ich immer alles im Griff. Was für eine Ermutigung für mich als Mutter – ich hab nur einmal geweint (und das nicht mal wegen den Kindern, möchte ich hier noch anfügen).

 

Die SUPERNANNYmachte mir einmal mehr bewusst, wie wichtig es ist mit meinen Kindern auf Augenhöhe zu gehen, ihnen in die Augen zu schauen und sie mit ihren Gefühlen ernst zu nehmen, aber auch ganz klar zu kommunizieren wo die Grenzen sind.

 

 

Jetzt, da ich das begriffen habe, kann ich ja eine andere Realitiy Show gucken, zum Beispiel die «Mein 300kg Leben» über schwer adipöse Menschen, die versuchen abzunehmen. Das würde mich dann vielleicht ermutigen bei der nächsten «Binge Watching» Attacke weniger Pommes Chips zu futtern…

 

...logische Folgen anwenden und Ermutigung schenken - das sind die Eckpfeiler einer liebevoll festen und konsequenten Erziehung."

Reinhold Ruthe


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Kommentare: 1
  • #1

    Fabienne (Montag, 04 Februar 2019 11:28)

    Vielen Dank für deine weitergereichte Ermutigung. Sie ermutigt auch mich wieder mit den Kindern über die eigenen Schwächen zu reden, bzw. sie einfach benennen zu dürfen.
    ...und danke für den Link!
    LG