Von Vorsätzen und vom scheitern

Ich geb's zu: Ich bin schlecht im Einhalten von guten Vorsätzen... Ich habe jahrelange Erfahrung darin, mir etwas vorzunehmen und dann kläglich zu versagen. Man könnte sagen ich bin Experte und habe schon viel Know-how im erfolgreichen Scheitern. Ein Grund ist meine mangelnde, fast gar nicht vorhandene, Selbstdisziplin in vielen Bereichen des Lebens. Ausdauer ist nicht meinen Stärke - ausser im Fassen neuer Vorsätze! Da beisse ich mich jedes Jahr neu voll rein, immer mit der unerschütterlichen Hoffnung, dass es dieses Jahr vielleicht klappt! Jeden Tag Bibel lesen, mehr Sport machen, keinen Geburtstag vergessen, gesünder essen, abnehmen... die Liste erstrebenswerter Veränderungen ist endlos...

"Vorsätze sind Entschuldigungen, Damit ich heute nichts tun muss..."


Gerne gebe ich euch ein anschauliches Beispiel meiner ausdauernden Hoffnung auf Erfolg. Vor 4 Jahren entdeckte ich das Buch "Mein Jahr" von Bianka Bleier. Es ist eine Agenda UND ein Tagebuch! Mein ganzes Leben kann ich in diesem Buch festhalten; Termine, Gedanken, Erlebnisse, Menü Pläne, To do Listen etc. Ich war sofort begeistert von Layout und Aussehen, aber auch von der Idee der "Schriftlichkeit". Schreiben als Instrument um zu verarbeiten, Prozesse in Gang zu bringen, mich selber wahrzunehmen und um Erinnerungen zu schaffen. Voller Elan ging im 2012 an mein erstes Buch ran und füllte wacker jeden Tag die Seiten; naja wenigstens im Januar... dann gab es immer längere Zeiten der Leere, die mich jedes Mal wenn ich das Buch aufschlug, frustrierten und erst recht demotivierten.  Ihr müsst wissen; ich bin der "ganz oder gar nicht" Typ. So ist der Maßstab mit dem ich mich messe meist recht hoch, und um nicht zu fest von mir selber enttäuscht zu sein, tendiere ich dann eher zum "gar nicht". "Ganz" ist im wirklichen Leben nur selten erreichbar, na dann doch lieber "gar nicht" sagt sich Mammandrea! Ende Jahr scheinen dann aber die leeren Seiten, Tage und Monate wie weggewischt aus meinem Gedächtnis (die müssen wohl auch in das schwarze Loch gefallen sein von dem ich auch schon schrieb). Zurück bleibt nur das Gefühl, wie super doch die Idee des Buches ist und wie erstrebenswert es zu besitzen. Und so gibt es auf meinem Regal inzwischen auch das Jahr 2013-2015! Vorwiegend mit leeren Seiten, ABER sie machen sich gut, wie sie da so nebeneinander stehen.

 

In einem Anflug von Ehrlichkeit, überlegte ich mir im Dezember, wie es denn nun im 2016 weitergehen soll mit "Mein Jahr". Soll ich weiterhin die Tatsache, dass ich nicht getreuliche reinschreibe verleugnen, oder soll ich es einfach lassen und überhaupt nicht mehr schreiben? Ganz oder gar nicht? Ich habe gemerkt, dass beides für mich nicht befriedigend ist und somit nicht lebbar. Ein Buch das mir vorgibt, jeden Tag schreiben zu "müssen", ist nichts für mich und meine Persönlichkeit. Es setzt einen zu hohen Maßstab und ich kann nur scheitern. Nicht schreiben ist gegen mein Herz und meinen Verstand, denn mit Schreiben verarbeite ich tatsächlich eine Menge. Im darüber Nachdenken habe ich eine Mitte gefunden zwischen "ganz oder gar nicht", die da heisst:"In meinem Tempo ans Ziel". Mein Herz bestimmt das Tempo. Wenn es mich drängt zu schreiben, dann setzte ich mich hin und tue es! Wie das praktisch aussieht? Ich habe mir für 2.50 CHF ein Notizbuch gekauft. Leere Seiten die ich in meinem Tempo füllen werde. Vielleicht passt da ein Jahr rein oder nur 6 Monate. Vielleicht habe ich in zwei Jahren immer noch dasselbe. Mit dieser Entscheidung wurde mir leicht ums Herz und an dieser Entscheidung werde ich nicht scheitern!

 

Heisst das jetzt, dass ich mir keine Vorsätze mehr machen soll? Nein! Vorsätze sind super, denn für mich sind sie ein Zeichen hoffnungsvoller Sehnsucht etwas im Leben anzupacken. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass ich es wirklich wollen muss, zielgerichtet und meiner Realität angepasst. Ich will abnehmen? Dann ist es nicht getan, indem ich mir vornehme weniger zu essen. Was ist das Ziel, wohin will ich? Wie sieht der Weg dorthin aus und wer kann mich unterstützen? Das "SMART" Konzept kann dir helfen eine gewünschte Veränderung anzugehen. Mehr dazu hier...

 

Ich habe vor einiger Zeit ein Zitat von Gustav Werner gelesen: 

"Was nicht zur Tat wird, hat keinen Wert."

Gustav Werner

Für mich ist das eine harte Wahrheit, die zum Nachdenken anregt. Ich kann mir vornehmen, was ich im neuen Jahr besser oder anders machen will. Ich kann darüber nachdenken und reden, aber wenn ich es HEUTE nicht zu leben beginne und in die Tat umsetze, ist es wertlos und gibt mir bestenfalls ein gutes Gefühl. Was zählt ist heute und wozu ich mich im Jetzt entscheide. Ich entscheide mich im meinem Tempo ans Ziel zu kommen, nach dem Scheitern wieder aufzustehen und meinen Blick neu auszurichten. Wozu entscheidest du dich im 2016? 


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