Sind wir schon da?

Und wieder ruft der Alltag! Schon komisch; einerseits graut mir vor dem Alltagstrott, anderseits aber sehnt sich der beständige Anteil in mir, mit jeder Faser seines Seins nach der Routine und dem geregelten Ablauf des Alltags. Nach fünf Wochen intensiver Familien- und Ferienzeit bin ich nicht reif für die Insel, sondern reif für den sicheren Hafen, des geregelten Lebens...

"Reisen sind das beste mittel, zur Selbstbildung."

Karl J. Weber


Mal ehrlich: Es ist ja schon schön, keinen Zeit - oder Termindruck zu haben; am Morgen liegen zu bleiben, bis einem die Blase auf die Toilette treibt, oder es am Abend mal nicht so streng zu nehmen mit den "Zu-Bett-geh-Zeiten". Aber...da sind ja auch noch die anderen Faktoren, wie zum Beispiel das "mir ist langweilig" Genöhle meines Sohnes, oder der Zickenkrieg meiner Töchter. Ich hörte fünf Wochen lang, jeden Morgen dieselbe Frage:" Was machen wir heute?" und zwar nicht in einem "sich wundernden" Ton, oder als philosophische Frage gestellt, sondern mit dem latent aggressiven, fordernden Ton der zwischen den Zeilen besagte:"Wehe, wir machen heute nichts Spannendes!" 

Nichtsdestotrotz; wir hatten super Ferien! Zwei Wochen in der Bretagne beim Zelten - das war vielleicht ein Abenteuer! Aber ich würde mal sagen, ich kann trotz aller Bescheidenheit sagen: Ich hab die Sache mit Bravour gemeistert! Diejenigen, die über meinen Blog schon länger mit mir unterwegs sind, kennen ja meine ambivalente Beziehung zum Thema Zelten. Die anderen dürfen gerne hier mal nachlesen...

Dieses Jahr machten wir sogar die Extremversion und zogen mit zwei kleinen Zelten, nur mit einem rudimentären Plan im Kopf und ohne vorab Reservationen los. Als wir dann unseren ersten Campingplatz suchten, voller Zuversicht, leicht naiv, aber total motiviert, fühlte es sich erst an wie die totale Freiheit! Die ersten zwei Plätze, die wir besichtigten, waren uns entweder zu teuer, oder zu weit weg vom Meer, oder zu...naja, ich weiss auch nicht mehr was: einfach "zu"... Wir hatten unsere Suche ja gerade erst begonnen und es würde auf jeden Fall noch Besseres kommen! Es kam noch viel Besseres; Campingplätze in einem schönen Dorf, am Meer, mit beheiztem Pool, mit riesen Kinderspielplatz und so weiter und so fort. Aber alles "gut-besser-am Besten" nützt nichts, wenn jeder einzelne von den sechs angepeilten Adressen ausgebucht ist! Eine solche Odyssee mit ungewissem Ausgang mag ja für ein paar Freundinnen, die zusammen Urlaub machen ganz spannend sein. Bei einer Familie mir drei Kindern, die seit über fünf Stunden mehr oder weniger im Auto sitzen, hunger haben weil es schon gegen die Abendbrotzeit geht und wie der Esel beim Film Shrek, ständig fragen: "Sind wir schon da? Sind wir schon da???", kann aus dem anfänglichen Abenteuer ganz schnell ein Horrortrip werden:

Umso schöner war es dann, als wir abends zusammen beim Essen sassen, Zelt und alles aufgestellt, die Kinder zufrieden und ich? Vor Erleichterung, dass wir etwas gefunden hatten, total tiefenentspannt! 

 

Mir wurde bewusst, dass es im Leben meistens keine Verkehrsschilder gibt, die einem anzeigen wohin man fährt, wie lange es noch geht oder wann man stoppen muss. Es gibt auch keine dieser "härzigen" Warnhinweise, dass man vorne mit dem Fahrzeug über die Klippen stürzen kann, sollte man nicht achtgeben. Egal ob Alltag oder Ferien - das Leben bleibt Abenteuer und will erkundet und gelebt werden. Dazu gehören dann halt auch mal so Grenzerfahrungen, wie mit drei Kindern ziel- und erfolglos in der Bretagne herumzufahren oder die ersten Schultage nach den Ferien, wenn alle wieder ihren Platz im Alltag finden müssen!

 

In dem Sinne wünsche ich euch viel Abenteuerlust beim Begleiten eurer Kinder, wenn die Schule anfängt oder beim Ausharren wenn das Ziel, das ihr anpeilt, noch in weiter Ferne zu liegen scheint. Und wenn euer Weg einmal kein Ende zu nehmen scheint, dann schaut euch doch den Esel von "Shrek" an und lacht eine Runde herzhaft übers Leben. Es hilft - versprochen!


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