Schritt für Schritt!

Letzten Sonntag war es wieder soweit: die Weihnachtsferien neigten sich dem Ende zu und unseren Kindern stand der Schulstart bevor. Ich kann mich noch sehr gut an das Gefühl des ersten Schultages nach den Ferien erinnern; es war ein Gemisch aus Wehmut und Nervosität. Wie schön und viel zu kurz waren doch die Ferien! Was erwartet mich wohl in der Schule? Der Sonntag Abend war dann jeweils eine traurige Angelegenheit und mein Wunsch, der Montag möge nie kommen, erfüllte sich in meiner ganzen Schullaufbahn leider nicht. Ich war mit meinen Kindern am Sonntag Abend auf dem Nachhauseweg, als meine Älteste plötzlich mit klagender Stimme verlauten liess:"Ich will morgen nicht in die Schule! Ich freue mich überhaupt nicht!" 

"Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab."

Marc Aurel


Ich war mit meinen Gedanken in anderen Sphären und ging gerade meine mentale Sonntag Abend "To do Liste" durch. Aber damit nicht genug; ich dachte an die nächste Woche und auch gleich schon an die kommenden Monate. Kurz gesagt: ich war auf dem besten Weg, in mein "ICH- Karussell" abzutauchen, so dass die Bemerkung meiner Tochter nur ganz oberflächlich an meinem Gehör vorbeischrammte...

So war es auch nicht verwunderlich, dass meine Antwort auf ihr Wehklagen mehr als oberflächlich ausfiel."Das ist nur, bis der erste Tag durch ist.", meinte ich gedankenverloren zu ihr und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf mein inneres Selbstgespräch und die Herausforderungen, die im März auf mich warten würden."Gell Mamma, wir machen es wie immer: Wir nehmen einfach eins nach dem anderen und jetzt gehen wir erst mal schlafen und erholen uns!", sagte meine 8 Jährige vertrauensvoll zu mir.

 

Ich realisierte zwar, dass dies die Worte waren, die ich ihr schon mehrmals in ähnlichen Situationen zugesprochen hatte, aber kam nicht mehr dazu die Tiefe darin zu erfassen. Kurze Zeit später, immer noch auf dem Heimweg im Schnee, wurde nämlich der bedeutungsvolle Moment von einem Schneeball, der sein Ziel im Auge meines Sohnes fand, gestört, . Das war dann der Auslöser für eine Gefühls-Kettenreaktion; von Schmerzen über Rachegedanken und von Tobsuchtsanfällen auf der nass-schmutzigen Strasse, über Schneeball-Vergeltungsaktionen. Meine Nerven, eh schon völlig abgewetzt durch die gedanklich durchlebten Sorgen der nächsten Monate, hielten der Belastung nicht stand und rissen pünktlich beim Öffnen der Haustüre!

 

Ein paar Dramen später, sass ich abgekämpft auf dem Sofa und fühlte mich schlecht, weil ich vor den Kindern explodiert bin. Da ertönte in mir wieder die Stimme meiner Ältesten:

"Wir  nehmen jetzt einfach eins nach dem anderen!"

Da sass ich nun und fühlte mich ertappt! Meine Tochter hat von mir eine ganz simple Lebensweisheit gelernt: Wenn einem alles zu viel scheint, oder etwas bevor steht, das man nicht gerne macht, dann ist es an der Zeit einen Schritt vor den anderen zu setzen und eins nach dem anderen zu nehmen.

Ich hatte in meinem Leben meine eigens vermittelte Weisheit vergessen und wurde durch sie daran erinnert. Da bin ich mal wieder und sorge mich über Dinge, die weder absehbar noch aktuell sind. Prophylaktisch mache ich mir über Herausforderungen schon Wochen im Voraus Sorgen und zerbreche mir den Kopf, wie es wohl herauskommen wird. 

 

Vor bald einem Jahr habe ich hier über meine Vogel Strauss Taktik "Kopf in den Sand stecken" geschrieben. Damals wehte der Wind der Veränderung um meine Nase und ich - die Beständige - versuchte eine Weile so zu tun, als wäre nichts, bis mich die Realität in den Hintern biss. Die Konsequenzen, dass ich bereit war mit offenen Augen den Veränderungen und der Zukunft entgegen zusehen, sind Anfang dieses Jahres eingetroffen: Ich habe eine neue Arbeitsstelle angetreten und es gefällt mir wahnsinnig gut! Damit nicht genug, ich werde im Frühling noch eine Ausbildung abschliessen und muss dazu eine Prüfung ablegen, die mir wie Obelix' Hinkelstein auf dem Magen liegt. Die Veränderungen in meinem Leben kamen nicht abrupt, sie sind über Monate gereift, haben Gestalt angenommen und ich konnte mich darauf vorbereiten. Alles Bestens, könnte man meinen...

 

Und doch habe ich vergessen einen Tag nach dem anderen zu nehmen, Etappe für Etappe! Ich bin mit den Gedanken in der Zukunft, in der Angst zu versagen, nicht alles zu schaffen.

Ich habe gerade erst gelesen, dass Mut Selbstvertrauen unter Belastung ist. Wenn mir also der Mut fehlt, fehlt mir auch das Vertrauen in mich selber, dass ich der Belastung, der Herausforderung stand halten kann! 

Gott erinnert mich daran, dass das Beste Mittel gegen "Sich sorgen" das Vertrauen und Danken ist. IHM vertrauen und IHM danken für all das Gute das er in mein Leben gelegt hat. Ich soll voller Dank zurück schauen und die Linie seines Segens in meinem Leben entdecken. Dann darf ich vertrauensvoll nach vorne blicken, im Wissen, dass sein Wort "meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg" ist! (Psalm 119.105)

 

Damit diese Erkenntnis möglich wurde, brauchte Gott meine Tochter. Ihr Satz war der Auslöser, damit ich meine Herzenshaltung überprüfen und meine Gedanken in neue Bahnen leiten konnte. Wie Jesus schon gesagt hat; ich kann mein Leben durch sorgen nicht einen einzigen Tag verlängern und deshalb habe ich mich von Neuem entschieden zu beten:

"Gott, jetzt habe ich neuen Mut gefasst, voller Vertrauen blicke ich in die Zukunft. Darum will ich singen und dir danken, Herr!"

Psalm 57.8


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